Raus aus der Filterblase
Wer kommunikativ in einer ‚Filterblase‘ lebt, der hat es sich mit seiner Weltsicht zwar komfortabel eingerichtet. Nur wird er bald die Welt nicht mehr verstehen, weil diese sich ständig aus dem und durch den Widerstreit unterschiedlicher ‚Ansichten‘ entwickelt. Das gilt auch für die Arbeitswelt.
Betriebs- und Personalräte haben es heute mit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu tun, die zwei Seelen in ihrer Brust vereinen müssen. Da ist einerseits die Ebene der Solidarität und gleicher Interessen, die so ihren ‚gewerkschaftlichen Blick‘ schärft. Andererseits möchten die Kollegen im Beruf Erfolg haben und vorwärts kommen, sie richten ihre Wahrnehmung also zugleich an der Weltsicht ihrer Brötchengeber aus. Um das ‚duale Wesen‘ der heutigen Beschäftigten zu verstehen, ist daher die Kenntnis auch der Arbeitgeberseite unumgänglich.
Die gewiss höchst arbeitgeberfreundliche McKinsey-Unternehmensberatung stellte jüngst eine Studie zur ‚Arbeitswelt 4.0‘ vor, die sicherlich das Denken in den Personal- und Strategieabteilungen der Unternehmen beeinflussen wird. Den Rahmen bilden in ihr vier Grundannahmen:
1. Die Digitalisierung und Automatisierung – die Industrie 4.0 – schreite rapide und unausweichlich voran. Sie werde ungefähr 48 Prozent bisheriger Arbeitsplätze überflüssig machen (bei Akademikern 27 %), vor allem im Bereich Verwaltung und Organisation. Gleichzeitig würde eine noch unbekannte Zahl neuer Arbeitsplätze entstehen, die allesamt ein hohes digitales Knowhow voraussetzen. Die Nachfrage nach Akademikern steige rapide.
2. Um qualifizierte Bewerber überhaupt noch zu finden, sei eine hohe Aufmerksamkeit für die ‚Work-Life-Balance‘ erforderlich. Tariflich geregelte Arbeitszeiten stünden künftig im Vordergrund. Ungefähr die Hälfte der gut ausgebildeten Menschen wünschten eine 40-Stunden-Woche, 60 % ein zumindest ausgewogenes Verhältnis von Beruf und Privatleben.
3. Die ‚Kollaboration‘ gewinne immer mehr an Bedeutung, also die Zusammenarbeit über funktionale, sprachliche und geographische Grenzen hinweg. Das Büro sei künftig nicht mehr von den Mauern eines festen Arbeitsplatzes umgeben, es liege künftig überall und zugleich nirgends.
4. Niemand erlerne künftig mehr einen Beruf, um dann von seinem Wissen ein Leben lang zu zehren. ‚Lebenslanges Lernen‘ würde zu einem zentralen Baustein künftiger Arbeitswelten. Die Betriebsleitungen müssten hierfür die nötigen Ressourcen bereitstellen, und mit ‚betriebsinternen Social Media‘ die Kommunikation untereinander fördern.
Wenn man jetzt die fortschreitende Automatisierung als gegeben betrachtet, dann stellt man auf einmal fest, dass in vielen Punkten Betriebsleitungen und Personalvertretungen gar nicht so weit auseinander liegen.