Metaphern – oder ‚Sprachbilder‘ – haben die Eigenschaft, Vorstellungen evozieren zu können. Ein bildhaftes Wort – und schon wächst die zugehörige ‚Weltanschauung‘ in unserem Kopf unwillkürlich heran. In der Öffentlichkeitsarbeit, auch in der der von Betriebs- und Personalräten, werden diese ‚Metaphern‘ viel zu wenig beachtet.
Fordert ein Industrieführer bspw., dass unser Tarifrecht dringend zu ‚entrümpeln‘ sei, dann sieht der Hörer oder Leser unwillkürlich einen Dachboden oder ein Kellergelass vor seinem inneren Auge, vollgestellt mit abgelegtem Kram aus Vorväterzeiten. Dass dies alles auf den Sperrmüll müsse, wirkt innerhalb der verwendeten Bildwelt zunächst einmal überzeugend. Wer hingegen einen ‚Ausbau‘ oder eine ‚Erweiterung‘ des Tarifrechts fordert, der ruft ein Bild hervor, wonach es in jenem alten Gebäude längst zu eng und stickig zugehe, so dass eine Modernisierung anstehe. Dies ist die Macht der Metaphern: Sie können mittels der Sprache ein geradezu filmisches Leben im Kopf erwecken, wo ein Wort eine ganze Szenerie hervorrufen kann.
Um ein aktuelles Beispiel zu wählen: Wo die AfD ständig von ‚Invasoren‘ statt von ‚Flüchtlingen‘ redet, da geschieht dies höchst bewusst, um bestimmte Vorstellungen zu verankern. Das Wortbild einer ‚Invasion‘ lenkt den inneren Blick auf eine militärische Absicht: ‚In Wahrheit‘ wollten die Flüchtlinge also unser Land erobern und uns alle unterjochen – das sei ihr ‚Masterplan‘. Parallel verwendete Metaphern – wie ‚Umvolkung‘ oder ‚Islamisierung‘ – unterstützen diese militarisierte Weltsicht. Mit anderen Worten: Keine Ideologie kommt ohne eine Heerschar von Metaphern aus – auch die ‚vernünftigen‘ und ‚guten‘ Absichten müssen zu Sprachbildern greifen. Metaphern sind in der Kommunikation unverzichtbar. Denn die Welt, die wir zu erblicken meinen, liegt nicht nur ‚vor unseren Augen‘, sondern weitgehend auch ‚in unserem Kopf‘.
Natürlich lassen sich Metaphern von jedem nutzen, auch von Betriebs- und Personalräten. Zu warnen ist aber vor ausgelutschten oder veralteten Metaphern. Wer überlebte Metaphern – wie ‚in den Sattel helfen‘ oder ‚Steigbügelhalter‘ – verwendet, der zeigt, dass er gedanklich noch im Postkutschenzeitalter feststeckt. Andere Metaphern – wie ‚Urgestein‘, ‚Sozialabbau‘ oder ‚Neuland betreten‘ – sind durch häufigen Gebrauch derart abgenutzt, dass sie in keinem Gehirn mehr zünden. Dieses ‚Neuland‘ ist längst platt getreten. Wer in der Öffentlichkeitsarbeit Erfolg haben will, muss neue Metaphern erfinden.