Tom Otte

Fehler sind toll!

Fehler sind toll!

Wer von ‚Fehlern‘ redet, riskiert oft einen schiefen Blick auf das Phänomen. Was als ‚Fehler‘ bezeichnet wird, kann entweder auf eine grobe Fahrlässigkeit eines Menschen verweisen – das würde dann besser als ‚Pfusch‘ oder als ‚böser Wille‘ bezeichnet. Oder aber, der vermeintliche ‚Fehler‘ ist ein Indiz, das uns auf einen Missstand im System hinweist. Solche ‚systematischen Fehler‘ können dann eine Art ‚Heilungsprozess‘ einleiten, es sind Werkzeuge, die den Verantwortlichen helfen, ihr System immer mehr einem Zustand der Perfektion anzunähern. Solchen ‚Fehlern‘ sollten wir deshalb dankbar sein.
Wer Dysfunktionalitäten auf diese neugierige Weise betrachtet, der entwickelt zugleich eine ‚Fehlerkultur‘. Das gilt übrigens auch individuell: Wir müssen aus Fehlern lernen, heißt es von Kindesbeinen an – und wer wäre jemals ohne ‚Fehler‘ zu machen, auf eine erreichte Position gelangt? Die Kernaufgabe besteht also darin, Fehler nicht ‚immer wieder‘ zu machen. Wer so verfährt, betrachtet Fehler als einmalige Chance.

Führungskräfte und Organisationen müssen sich fragen: Waren unsere Anweisungen klar und unmissverständlich, wurden überhaupt die nötigen Rahmenbedingungen und Strukturen eingerichtet? Wer eine ‚Fehlerkultur‘ systematisch implementiert, der betrachtet schlicht den Weg als Ziel. Alles befindet sich ständig auf dem Pfad der Vollendung. So vollzieht sich Entwicklung, so entsteht ein lernendes System. Ein System, das keine Fehler mehr zu machen wähnt, ist hingegen starr und unflexibel, es kann sich nicht mehr anpassen.

Zugleich ist dies der Weg, Innovationsprozesse aller Art einzuleiten. Denn die ‚Fehlerkultur‘ hinterfragt eingeschliffene Selbsttäuschungen, Glaubenssätze und Traditionen (‘Das haben wir schon immer so gemacht‘), sie verweist auf blinde Flecken und Verblendungszusammenhänge. Dazu ein andermal mehr …

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